Heimat- und Kulturverein Niederkrüchten 1975 e.V.

hr Untertitel I




Infotafel an der Kapelle in Overhetfeld

Text: Dr. Karl-Heinz Achten
Fotos: H.J. Baumann / K.H. Achten
                                                                                                                                      Gestaltung: Klasse 4c Werbung






Die Entstehung der Muttergottes-Kapelle im Niederkrüchten - Elmpter Ortsteil Overhetfeld geht auf den legendären Fund einer Muttergottes-Figur am Fuße des die damalige Heidegegend und das Schwalmtal weit überragenden Diesberges zurück. Aus dem Namen der Anhöhe, der den römischen Wortteil <deus> enthält und somit als „Gottesberg“ zu deuten ist, ist bereits erkennbar, dass es sich bei der Fundstellle um eine alte Kultgegend handelt. Ein Kuh- hirte hat der Legende nach in einer Quelle des dortigen Heide- grundes die holzgeschnitzte Madonna mit Kind auf dem Arm etwa um 1675 gefunden. Das Alter der heutzutage in einem Lütticher Spiegelschrank hinter dem Hauptaltar aufbewahrten Madonnenfigur dürfte in etwa mit dem vorgenannten Jahresdatum übereinstimmen. Der Kuhhirte soll die mehr einer bäuerlichen Schnitzkunst zuzu- ordnenden Marienstatue zunächst in einem Strauch nahe der Quelle untergebracht, anschließend allerdings offenbar aus Vorsichts- und Gewissensgründen zur Pfarrkirche nach Elmpt gebracht haben. Nachdem die Madonna von dort auf geheimnis- volle Weise trotz mehrmaliger Versuche immer wieder an ihren Fundort zurückgekehrt sein soll, kam es „auf göttliches Geheiß hin“ zu einem Kapellenbau. Soweit die Legende.

Die Elmpter Kapelle, deren genaues Alter unbekannt ist, wurde vermutlich in drei zeitlich voneinander abweichenden Bauabschnitten errichtet. Der älteste Teil ist gemäß einem nachweislich im Jahr 1692 von der Herrschaft zu Elmpt an den damals zuständigen Bischof von Roermond gerichteten Baugesuch das Chor mit den seitlichen Sakristeiräumen.  1703 wird in einem Visitationsbericht diese Kapelle  mit dem Hinweis „wie bei der Visitation 1696“ erwähnt. Gegebenenfalls könnte der kleine, zierliche Chorraum mit dem segmentförmigen Chorschluss gleichzeitig den Grafen von Dilborn als Ersatz für ihre Schloss- kapelle gedient haben, nachdem ihnen im Jahr 1667 die Messfeier-Erlaubnis zeitweise entzogen wurde. Eine dritte Bauphase wurde durch den erheblichen Zustrom der Pilger ausgelöst. Die Elmpter Pfarrgemeinde sah sich deshalb veranlasst, eine Erweiterung vorzunehmen. Diese erfolgte im Jahr 1734 in Form eines Saalhallenbaus aus Ziegelmauerwerk mit dem heutigen Ausmaß. Neben dem zweiflügeligen Westportal wurde das Kirchenschiff noch mit je einer Türe an der Nordseite und Ostseite versehen Besucherstrom von oft mehrhundert Menschen zu gewährleisten; die nördliche Tür wurde wohl um 1921 in Verbindung mit  der Rückkehr des Schnitzaltars in die Kapelle nach umstrittener 14jähriger Aufstellung in der Elmpter Pfarrkirche zugemauert; in den 1970er Jahren beseitigte man ebenfalls   zwecks Raumgewinnung und Einbruchsicherung den  Südeingang . Bei der ansprechenden Ausstattung des Kapellenraumes, u. a.   mit 2 Barockaltären, schmuckvollen Rokokobänken und einem eindrucksvollen Gemälde des Brüsseler Malers Oliveris Pirotte aus dem Jahr 1759 (Begegnung Christi mit der Ordensstifterin Hl. Theresia von Avila ), zieht vor allem ein flandrischer Schnitzaltar den Blick des Besuchers auf sich. Dieses Kleinod zählt inzwischen zu den bedeutendsten Kunstwerken weit über den niederrheinischen - maasländischen Raum hinaus. Das Meisterwerk der Holzschnitzkunst ist einer der wenigen vollständig  erhaltenen Altäre aus der Werkstatt des Schnitzers Johannes de Valle (Hans van Dael ) und des Malers Jan Pree (Provost ), die zwischen 1505 und 1540 in Antwerpen arbeiteten. Der geschnitzte, weitgehend vergoldete Altarschrein besteht aus drei großen Feldern, die den Leidensweg Christi, die Kreuzigung und Beweinung imposant darstellen. Darunter befinden sich 6 Szenen aus der Kindheit Jesu.  Kunstgeschichtlich bemerkenswert sind auch die gemalten Flügel des Retabelaltars; sie zeigen den Ölgarten, Gefangennahme Jesu, ein Ecce- homo-Bild, Auferstehung Himmelfahrt und Pfingsten. Die Gesamtkomposition ist nach dem Urteil der Fachwelt ein Höchstmaß an Schnitz- und Malkunst in zeitgenössischer Originalität ! Dass der Altar in die Elmpter Kapelle gelangte, ist ein Glücksfall für die Region: Aus einer alten Vertragsurkunde geht hervor, dass die Äbtissin des Klosters Graefenthal bei Goch, Charlotte von Geldern, 1761 ihre Schwester Freiin von Geloes als Besitzerin von Schloss Dilborn dazu bewegen konnte, den „schönen geschnitzten Altar, so das gantze leben und dodt Christi unseres Erlösers vorstellet, in der Mutter Gottes Capel zu Elmpt zur veneration ( = Verehrung ) aufzustellen“.

Die Gnadenkapelle genießt nach wie vor die Anziehung und Bewunderung vieler Beter, Pilger und Kunstbetrachter. Zusätzlich lädt das Umfeld der Wallfahrtskapelle als spätmittelalterliche Anlage in der Form eines Dorfangers mit einem umfangreichen Baumbestand als Oase des Verweilens und der Ruhe ein. Die Parkanlage bietet zu allen Jahreszeiten – selbst im Winter für rodelnde Kinder – einen Anreiz. Im Frühjahr 2011 wurde erfreulicherweise zur Wiederherstellung der historischen Baumformation eine Ersatzpflanzung der die Kapelle unmittelbar umgebenden altersschwachen 12 Lindenbäume – im Volksmund 12 Apostel genannt – vorgenommen.

Auskünfte und Terminabsprachen für fachmännische Gruppenführungen erteilt das Pfarrbüro der

Katholischen Parrgemeinde St. Laurentius Elmpt
Laurentiusstr. 13 
41372 Niederkrüchten
Pfarrer W.Weihrauch - Tel. 02163 / 81289 - Fax 02161 / 990030



Hans-Willi Bereths (rechts im Bild) hat Wort gehalten.

Zum 150-Jährigen Jubiläum seiner Gaststätte" Zur Kapelle an der Heide" hatte der Gastwirt angekündigt, eine Infotafel zu stiften, die Besuchern die Geschichte der kleinen Marienkapelle näher bringen soll.